Unser Erzbischof


„Auf dein Wort hin“ (Lk 5,5): Predigt von Erzbischof Becker während des Einführungsgottesdienstes

„Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Sehr geehrter Herr Apostolischer Nuntius Erzbischof Lajolo!
Verehrte Herren Kardinäle!
Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!
Liebe Mitbrüder im Presbyterium von Paderborn!
Liebe Gäste!

Die Einführung eines Diözesanbischofs in seinen apostolischen Dienst ist verbunden mit vielfältigen und hohen Erwartungen. Da sind konkrete Erwartungen der Menschen im Erzbistum, Erwartungen der Gemeinden und der Priester und Diakone, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren kirchlichen Berufen, Einrichtungen und Verbänden, der Männer und Frauen in den Ehrenämtern aller Orten. Auch die Öffentlichkeit hegt Erwartungen.
Da sind aber auch Erwartungen des neuen Erzbischofs, vor allem an diejenigen, die mit ihm den Weg der Ortskirche von Paderborn weitergehen wollen.
Darf ich davon in dieser Stunde sprechen? – Es liegt mir sehr am Herzen!

Das Programm, wenn man es so sagen kann, trägt einzig einen Namen: Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, ist der Herr. Er ist das Haupt seiner Kirche.
Ich möchte erwartungsvolle Gedanken mit Ihnen teilen, die sich am Wort des Fischers Simon orientieren, wie wir sie soeben im Evangelium vernahmen:
„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Aber auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen“ (Lk 5, 5).
Bewusst halte ich fest an dem Leitwort, das ich als Weihbischof vor drei Jahren gewählt habe. Es ist für mich die stets zu gebende Antwort auf das stets ergehende Wort.

Wenn ich verstehen will, was jemand meint, muss ich zuhören können. Wenn ich auf meine Frage eine Antwort haben möchte, muss ich bereit sein, aufmerksam hinzuhören. Viele Leute fragen und geben sofort selbst die Antwort dazu. Viele Leute beklagen sich, dass andere sie nicht verstehen; dabei sind sie selbst oft nicht bereit, Ohr und Herz zu öffnen.
Was unter Menschen allgemein gilt, gilt in besonderer Weise, wenn es darum geht, „auf das Wort“ zu hören.
Jesus hat nicht nur wichtige Worte gesprochen. Er selbst ist das Wort,
das zuverlässige Wort der Wahrheit,
das zuverlässige Wort der Wegweisung,
das zuverlässige Wort des Lebens.
Er hat seine Jünger in die Schule genommen. Er hat sie gelehrt und eingeübt, „auf das Wort“ zu hören, das er selbst ist.
Wenn da nicht der Satz des Petrus wäre und die sich anschließende Erfahrung von der reichen Erfüllung des Auftrages Jesu, sähe für mich vieles anders aus. Das sage ich vor dem Auftrag, in den ich mich nach der Wahl durch das Metropolitankapitel und durch die Ernennung durch den Heiligen Vater, Papst Johannes Paul II. hineingestellt sehe.

Das Evangelium zeigt uns: Nicht das kluge Rechnen der Fachleute, nicht das Kalkül der Berufsfischer, nicht die geschickte und kluge Betriebsführung bringt den großen Fang, schenkt das große Glück und den rechten Antrieb und die Ermutigung. Nein, es ist das Hören auf den Herrn, die Annahme seines Wortes! Das ist zu erkennen für jeden, der es hören will: Nur wer das Wort Gottes ernster nimmt als die eigene Berechnung, ernster als die eigene Erfahrung und die so genannte Vernünftigkeit, nur der kann der Macht und der Wirklichkeit Gottes begegnen. Sie übersteigt den engen und kleinkarierten Rahmen dessen, was wir aus uns selbst heraus vermögen.

Und hier richte ich den Blick auf etwas, was mir zunehmend auffällt in nahezu allen Bereichen kirchlichen Lebens:
Wie oft ist in unseren Gemeinden, in Dekanaten und Regionen, in Verbänden und Einrichtungen der Eindruck nahe liegend: Hauptsache, es läuft etwas!
Selten mal in ihrer Geschichte wird die Kirche ein so quirliges Leben an sich gehabt haben, wie heute in unserem Land. Ideen veranlassen Aktionen, Aktionen gebären wieder neue Ideen.
Nichts gegen all das! Nichts dagegen, wenn die Kirche sich an die Arbeit macht und dies wohlgeplant und wohlüberlegt! Das muss sein!
Nichts dagegen, wenn Nüchternheit und Sachlichkeit bei Entscheidungsträgern hoch eingeschätzt sind. Das muss sein! Doch mit zunehmender Deutlichkeit meldet sich die Frage:
Gibt all das der Kirche die Kraft, die sie braucht?
Verleiht ihr das den Mut zum lebendigen Zeugnis?
Gibt ihr das die tiefreichende Ausstrahlung?
Lebt sie davon? –

Es ist wohl an der Zeit, dass wir die Grenzen unseres eigenen Mühens und Wirkens sehen lernen.
Es ist wohl an der Zeit, dass wir uns eingestehen: Unsere Strategien und Aktivismen können nicht etwas machen und herbeizwingen, was gar nicht machbar ist:
Die Bejahung des Lebens.
Die Ermutigung im Glauben.
Die Bestärkung der Hoffnung, aus der wir leben.
Die Freude am Dasein.

Nicht der Wundersamkeit wegen ist das Zeichen des erfüllten Fischfanges bei Lukas überliefert, sondern um unwiderruflich deutlich zu machen:
Alle, die dem Wort Jesu folgen,
alle, die es manchmal auch unbegriffen und unbegrifflich tun,
alle, die ihm nachgehen, das ängstliche Fragen zurückstellen und ihm folgen,
erleben eine unbeschreibliche Bereicherung, ein Glück, einen wahren Segen.
Die Begebenheit am See Genesaret deutet sich mir wie ein heilsames Medikament gegen den weit verbreiteten Mehltau der Resignation in der Kirche von heute und unter den Christen unserer Tage. Lauert nicht die Gefahr, dass Seelsorge in Zählsorge erlahmt? –

Wie viel deprimierte Aufgebrachtheit – aus welchen Gründen auch immer – erschwert notwendige und konkrete Kritik. Die Polarisierung in Schlagworten wie „Kirche von oben“, „Kirche von unten“, verschließt die Aussicht auf eine notwendige „Kirche von innen für draußen!“
Sehr nachdenklich stimmt mich der Satz Martin Bubers: „Was uns wirklich zum Verhängnis werden kann, ist der Glaube an das Verhängnis.“ –
Dagegen fällt mir in der Szene am Ufer des Sees auf:
Als Simon in seiner ganzen Kleinheit vor der ganzen Größe Jesus steht, geschieht das Entscheidende:
„Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen!“
Das meint: Ich kenne dich. Ich sage Ja zu dir. Ich vertraue mich dir an. Ich kann dich brauchen und ich will dich brauchen. Ich kann und will durch Menschen, die Sünder sind, meinen Weg durch die Geschichte machen.
Und Simon lässt sich darauf ein.
Und seit er dies getan hat, haben auch wir keine Ausrede mehr, uns dem Herrn zu verweigern und seiner Liebe zu uns; es gibt keine Ausrede mehr, seiner Sendung und seinem Auftrag davonzulaufen unter Berufung auf Schuld, Versagen und Schwäche.
Das ist das Großartige am Handeln Gottes: Er geht das Risiko ein, seine Sache schwachen und sündigen Menschen anzuvertrauen. Und er kann es, weil er selbst immer dabei ist, sein Interesse nicht zurücknimmt. Der Erfolg, das gute Ende, ist und bleibt seine ureigene Tat.

Darin eröffnet sich ein hilfreicher Blick auf die Sendung der Kirche heute und auf die Berufung jedes einzelnen Christen, ob Mann oder Frau, Priester oder Laie:
„Ich bin berufen zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist. Ich habe einen Platz auf Gottes Erde, den kein anderer hat!“ (Kardinal Newman).
So leben und erleben wir Kirche, wenn wir Jesus Christus, das endgültige Wort Gottes in die Zeit, als den lebendigen Herrn kennen und anerkennen, wenn wir ihn hören und ihm folgen. Durch den Glauben und die Feier der Geheimnisse lebt Christus in der Kirche.
Das Versprechen an Petrus, das seinen klein karierten Glauben überholt, gilt seitdem der Kirche, dem ganzen Volke Gottes. Wie Petrus im Vertrauen auf diese Zusage neue Jünger sammelt, so dürfen wir uns und die anderen dazu ermutigen, der Geschichte Jesu zu trauen.

Jeder hat seine eigene Geschichte vor Gott. Eines ist uns Christen aber gemeinsam: Wir können tatsächlich auf Vorschuss leben, weil Gott uns viel zutraut. Er sagt und zeigt uns das auch heute: Im Wort und im Sakrament!
Wir erzählen uns gegenseitig die Vertrauensgeschichte Gottes mit den Menschen und erfahren in der Feier der Sakramente der Kirche diesen Vertrauensvorschuss seiner Liebe:
In der Taufe nimmt Gott den Menschen an und traut ihm zu, ein Christ zu werden. In der Eucharistie schenkt er den Menschen den Vertrauensvorschuss intensivster Begegnung. In der Buße schenkt er Verzeihung und traut uns zu, neu und besser zu werden; in der Firmung traut er den Heranwachsenden zu, dass er in der Gemeinschaft der Glaubenden seine Verantwortung übernehmen kann. Im Ehesakrament traut er dem Jawort zweier Menschen zu, dass es ehrlich und in Treue gemeint ist. In der Priesterweihe traut er einem Menschen zu, dass er sein Leben für die Lebendigkeit und Christustreue der Gemeinde einsetzt. In der Krankensalbung traut er Menschen in Grenzsituationen zu, dass sie ihr Leid als eine für ihre Beziehung zu Gott und zu den Menschen entscheidende und weiterbringende Phase erleben.
Indem uns Gott durch Jesus Christus in den Sakramenten so viel zutraut, schenkt er uns zugleich die Kraft im Heiligen Geist, seinem Vertrauen soweit wie möglich gerecht zu werden.
Ich ahne inzwischen, was Kardinal Martini meint, wenn er sagt: „Die Kirche ist nicht dazu da, Bedürfnisse zu befriedigen, sondern Geheimnisse zu feiern.“

Von Erwartung sprach ich anfangs. Auf viele Erwartungen an mich möchte ich antworten: In froher Bereitschaft will ich auf Sein Wort hin mit Ihnen und allen Menschen guten Willens den Weg des Glaubens in der uns geschenkten Zeit gehen im apostolischen Dienst als Euer Erzbischof.
In Hoffnung und Zuversicht erwarte ich, ich wünsche mir und erbitte ich von Ihnen, dass wir im Erzbistum Paderborn und in den Gemeinden und allen Lebensräumen häufiger als bisher auf alle uns bevorstehenden Aufgaben gemeinsam antworten: „Auf dein Wort hin, Herr!“

Amen

Erzbischof Hans-Josef Becker ruft in erster Predigt zu Vertrauen in die Kraft des Evangeliums und der Sakramente auf

Paderborn, 28. September. Es ist 15.23 Uhr als Hans-Josef Becker Platz nimmt auf dem Stuhl des Paderborner Erzbischofs. 1.400 Gäste im Hohen Dom, mehrere tausend Menschen in direkter Umgebung der Bischofskirche und 210.000 Fernsehzuschauer verfolgen diesen symbolischen Akt und begleiten ihn mit freudigem Applaus. Dann überreicht der Abgesandte des Papstes in Deutschland
Erzbischof Lajolo (rechts) übereicht Erzbischof Becker die päpstliche Ernennungsurkunde

Erzbischof Dr. Giovanni Lajolo den Bischofsstab: „Trage Sorge für die Kirche von Paderborn“, sagt er. Seit Sonntag ist Hans-Josef Becker Erzbischof von Paderborn.

In der zuvor von Erzbischof Lajolo überreichten und vom Paderborner Dompropst Dr. Wilhelm Hentze verlesenen Ernennungsurkunde hatte Papst Johannes Paul II. dem „ehrwürdigen Bruder Hans-Josef Becker“ geschrieben, er erscheine „aufgrund Deiner hervorragenden Begabungen und angesichts der Tatsache, dass Du als Weihbischof in lobenswerter Weise gewirkt hast,“ geeignet, die Leitung der Metropolitankirche von Paderborn zu übernehmen. Erzbischof Becker solle sich bemühen, die ihm anvertrauten Gläubigen mit all seiner Kraft als Hirte zu führen.

In seiner Predigt betonte Erzbischof Becker, dass er bewusst an seinem Leitwort „Auf dein Wort hin“ (Lk 5,5) fest halte. „Wenn nicht dieser Satz des Petrus wäre und die sich anschließende Erfahrung von der reichen Erfüllung des Auftrages Jesu, sähe für mich vieles anders aus“, sagte er vor den vielen tausend Gläubigen, die die erste Heilige Messe mit dem neuen Erzbischof feierten. Nur wer das Wort Gottes
Erzbischof Becker eröffnet seine erste Heilige Messe im neuen Amt.

ernster nehme, als die eigenen Berechnungen und Erfahrungen, könne der Macht und der Wirklichkeit Gottes begegnen: „Sie übersteigt den engen und kleinkarrierten Rahmen dessen, was wir aus uns selbst vermögen.“

Im Lukas-Evangelium wird geschildert, wie Petrus entgegen seiner Erfahrung auf Jesu Wort hin noch einmal zum Fischen auf den See Genesaret fährt, einen reichen Fang macht und anschließend von Jesus zum „Menschenfischer“ berufen wird. Diese Begebenheit, so Erzbischof Becker, deute sich ihm „wie ein heilsames Medikament gegen den weit verbreiteten Mehltau der Resignation in der Kirche von heute“, wo viel „deprimierte Aufgebrachtheit“ notwendige und konkrete Kritik erschwere. Das Ereignis am See Genesaret mache deutlich: Alle, die dem Wort Jesu folgen, „erleben eine unbeschreibliche Bereicherung“.

Jeder einzelne Christ – „ob Mann oder Frau, Priester oder Laie“ – sei berufen von Gott: „Er geht das Risiko ein, seine Sache schwachen und sündigen Menschen anzuvertrauen. Und er kann es, weil er selbst immer dabei ist.“ Den Vertrauensvorschuss der Liebe Gottes, betonte Erzbischof Becker, könnten die Christen gemeinsam im
Erzbischof Becker im Kreis seiner Konzelebranten beim „Familienbild“ vor dem Generalvikariat. Links hinter ihm Generalvikar Manfred Grothe, rechts neben ihm Offizial Dompropst Dr. Wilhelm Hentze.

Wort und in den Sakramenten der Kirche erfahren.

Zum Abschluss seiner Predigt versicherte Erzbischof Becker im Blick auf die an ihn gerichteten Erwartungen: „In froher Bereitschaft will ich auf sein Wort hin mit Ihnen und allen Menschen guten Willens den Weg des Glaubens in der uns gesteckten Zeit gehen“. Er erwarte, wünsche und erbitte, dass „wir im Erzbistum Paderborn“ häufiger auf alle bevorstehenden Herausforderungen gemeinsam antworten: „Auf dein Wort hin, Herr!“ Erzbischof Lajolo sagte in seinem Grußwort während der Zeremonie der Amtseinführung, der Papst habe Erzbischof Becker eine Bürde auf die Schultern gelegt, die „schwer und zugleich voll Freude ist“. Die Aufgabe des neuen Erzbischofs werde es sein, die Lebendigkeit des Glaubens, die Kraft der Hoffnung und die Ausstrahlung der Liebe, die die Kirche von Paderborn kennzeichnet, zu bewahren und den zukünftigen Generationen das Geschenk des Glaubens zu übermitteln. Das Amt gebe aber auch Grund für große Freude – Erzbischof Lajolo verwies auf die zahlreichen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen des kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Lebens, die zur Amtseinführung gekommen waren und damit zeigten, dass sie den neuen Erzbischof unterstützen wollen. Erzbischof Lajolo wünschte: „Die Freude dieser Stunde, die von Christus kommt, sei immer in den Gläubigen der Erzdiözese Paderborn lebendig und beziehe alle Menschen mit ein.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Dr. Karl Kardinal Lehmann sagte in seiner Gratulation im Anschluss an den Schlusssegen: „Mit großer Freude darf ich für die deutschen Bischöfe unseren Mitbruder in der Reihe der Erzbischöfe und Diözesanbischöfe begrüßen“. Ebenso gratulierte der Bischof von Le Mans Jaques Faivre, Nachfolger des Heiligen Liborius, voller Freude und erinnerte an die mehr als 1000-jährige Verbindung beider Diözesen. 23 deutsche Bischöfe und weitere 20 Bischöfe aus der Weltkirche hatten zuvor die fast zweistündige Festliturgie im Hohen Dom mit gefeiert. Erzbischof Lajolo, Kardinal Lehmann, Bischof Faivre, die Bischöfe der Paderborner Suffraganbistümer Erfurt, Fulda und Magdeburg sowie die Paderborner Weihbischöfe und sechs weitere Geistliche aus dem Erzbistum hatten mit Erzbischof Becker die Heilige Messe konzelebriert. Im Dom, in den ebenfalls dicht-besetzten benachbarten Gottesdiensträumen Kaiserpfalz und Gaukirche, trotz des Regens sogar auf dem Domvorplatz, hatten mehrere Tausend Gläubige das Festhochamt mitgefeiert, das von Domchor und Domkantorei, der Kammerphilharmonie Kaiserpfalz Paderborn sowie dem neuen Domorganisten Gereon Krahforst musikalsch gestaltet wurde.

Erzbischof Becker dankte in seinem Schlusswort im Dom allen, die an der Amtseinführung und ihrer Vorbereitung mitgewirkt hatten. Namentlich nannte er seinen bisherigen Ständigen Vertreter Prälat Manfred Grothe und ernannte ihn zum Generalvikar des Erzbistums. Dompropst Dr. Hentze bestätigte er im Amt des Offizials.

Der Sitz des Erzbischofs im Hohen Dom mit dem neuen Wappen

Anschließend zog der neue Erzbischof mit seinen bischöflichen Gästen aus dem Hohen Dom zum Generalvikariat. Auf seinem Weg über den Domplatz wurde er trotz herbstlich-kühlem Wetter vom begeisterten Applaus zahlreicher Zuschauer begleitet, viele Gratulanten streckten dem 66. Bischof und vierten Erzbischof von Paderborn die Hände entgegen. So auch während des anschließenden Festzuges mit allen Ehrengästen durch die Innenstadt zur Paderhalle, wohin das Erzbistum alle zu Amtseinführung gekommenen Menschen zu einem großen „Fest der Begegnung“ geladen hatte.

Am 25. Juli 2002 war Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt unerwartet verstorben. Dem zu diesem Zeitpunkt einzigen amtierenden Paderborner Weihbischof Hans-Josef Becker war die provisorische Leitung der Erzdiözese mit 1,76 Millionen Katholiken übertragen worden. Am 27. Juni 2003 hatte das Paderborner Metropolitankapitel den Diözesanadministrator Weihbischof Becker in geheimer Wahl zum neuen Erzbischof gewählt. Am 3. Juli wurde er vom Papst ernannt und diese Entscheidung in Rom und Paderborn durch Glockenläuten um 12 Uhr Mittags der Öffentlichkeit bekannt gegeben.

Erzbischof bleibt seinem Leitwort „Auf dein Wort hin“ verbunden

Das Wappen des neuen Erzbischofs Hans-Josef Becker deutet auf den Papst, die Freundschaft mit Le Mans und die Heimatgemeinde Belecke hin.

In der Vorbereitung auf seine Amtseinführung als neuer Erzbischof von Paderborn hat Weihbischof Hans-Josef Becker sich ein Wappen gewählt. Bei der Gestaltung hat er sich an den Wappen seiner Vorgänger auf dem erzbischöflichen Stuhl orientiert. Als Wahlspruch, der das Wappen vervollständigt, behält er das Leitwort seines Wirkens als Weihbischof: „Auf Dein Wort hin.“ Weihbischof Becker wird am Sonntag, 28. September, ab 15 Uhr in sein Amt als 66. Bischof und 4. Erzbischof von Paderborn eingeführt. Die Amtseinführung im Hohen Dom werden der Apostolische Nuntius Erzbischof Giovanni Lajolo und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Karl Kardinal Lehmann vornehmen.

Das Wappen von Erzbischof Becker ist geteilt und gespalten. In der oberen Hälfte greift das goldene Kreuz auf rotem Grund das Wappen des Erzbistums Paderborn auf. Daneben deutet das goldene Kreuz im Hirschgeweih auf blauem Grund auf das Wappen der Benediktinerabtei Grafschaft hin. Die Heimatgemeinde des Erzbischofs, St. Pankratius, Belecke, war bis zur Säkularisation 1803 Propstei des Klosters Grafschaft.

In der unteren Hälfte steht der grüne Pfauenwedel auf goldenem Grund als Symbol für den Bistumspatron, den Hl. Liborius, und die Verbundenheit mit dem Bistum Le Mans, die sich in dem im Jahre 836 zwischen den Diözesen geschlossenen „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ ausdrückt. Im rechten Feld ist das rote Ankerkreuz auf Silber von Pyrmont abgebildet. Es weist darauf hin, dass die Bischöfe von Paderborn bis 1802 Grafen von Pyrmont waren. Über dem Wappen ragt das Pallium hervor, das Zeichen der besonderen Verbundenheit der Erzbischöfe mit dem Papst.

Der Wahlspruch „Auf dein Wort hin“ – auf dem Wappen in der lateinischen Form „in verbo autem tuo“ – zitiert das Wort des Simon Petrus, der trotz vergeblicher Arbeit zuvor und entgegen seiner Erfahrung als Fischer dem Wort Jesu vertraut und die Netze zum Fang auswerfen will (Lk 5,5).

Papst Johannes Paul II. ernennt
Weihbischof und Diözesanadministrator

Paderborn/Rom (pdp). Neuer Erzbischof von Paderborn ist der bisherige Diözesanadministrator des Erzbistums, Weihbischof Hans-Josef Becker (55). Dies wurde nach Ernennung durch Papst Johannes Paul II. am Donnerstag, 3. Juli 2003, in Rom und Paderborn gleichzeitig bekannt gegeben (neben der WAZ-Gruppe hatte das www.st-augustinus-keppel.de bereits am Mittwoch, 2. Juli 2003 morgens publiziert ;-)))) ). Erzbischof Becker tritt die Nachfolge von Johannes Joachim Kardinal Degenhardt an, der nach 28jähriger Amtszeit am 25. Juli 2002 verstorben war. Der neue Erzbischof ist der 66. Bischof und der vierte Erzbischof von Paderborn.

Erzbischof Hans-Josef Becker wurde am 8. Juni 1948 in Belecke/Warstein geboren. Sein Abitur legte er 1967 am Staatlichen Aufbaugymnasium in Rüthen ab. Er nahm ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen auf, das er 1972 mit der zweiten Staatsprüfung für das Lehramt abschloss. Anschließend studierte er in Paderborn und München Theologie und Philosophie. Seine theologischen Studien schloss er 1975 mit dem Diplom ab. Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt weihte ihn am 11. Juni 1977 zum Priester.

Nach kurzer Aushilfstätigkeit in der Mindener Dompfarrei St. Gorgonius und Petrus trat er im Oktober seine erste Vikarsstelle in der Gemeinde St. Bonifatius in Paderborn an. 1981 wechselte er als Vikar in die Gemeinde St. Nikolaus in Lippstadt und leitete diese Gemeinde bis 1987 als Pfarradministrator. Anschließend ernannte der Erzbischof ihn dort zum Pfarrer. 1992 wurde Becker zum Dechant für das Dekanat Lippstadt gewählt und durch den Erzbischof bestätigt. Zum 1. August 1995 wurde er durch Erzbischof Dr. Degenhardt zum Leiter der Zentralabteilung Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat berufen und zum Wirklichen Geistlichen Rat ernannt. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1996 zum Päpstlichen Ehrenprälaten.

Als Leiter der Zentralabteilung Pastorales Personal koordinierte Prälat Hans-Josef Becker den Einsatz der rund 1.300 Priester und ca. 230 Gemeindereferentinnen und -referenten im Erzbistum. In dieser Funktion gehörte er auch verschiedenen Räten und Konferenzen an. Gemeinsam mit den verantwortlichen Gremien erarbeitete er die Strukturen für die Einrichtung von Pastoralverbünden im Erzbistum.

Am 9. Dezember 1999 wurde Hans-Josef Becker durch Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Vina und Weihbischof in Paderborn ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 23. Januar 2000 im Hohen Dom zu Paderborn durch Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt. Zum 1. Februar 2000 ernannte ihn der Erzbischof zum Bischofsvikar für die Priesterfortbildung. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz gehört Becker der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste (Kommission IV) und der Kommission für publizistische Fragen (Kommission IX) an.

Nach dem Tod von Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt hat das Konsultorenkollegium nach Maßgabe des Kirchenrechts Hans-Josef Becker am 31. Juli 2002 zum Diözesanadministrator gewählt. Die feierliche Einführung als Erzbischof findet am Sonntag, dem 28. September im Hohen Dom zu Paderborn statt.

Den Menschen die Sehnsucht
nach Gott wach halten

Seelsorge bestimmt das
Wirken des neuen Erzbischofs

Paderborn (pdp). „Auf dein Wort hin“ lautet der Wahlspruch, den sich Erzbischof Hans-Josef Becker

für sein Wirken als Titularbischof von Vina und Weihbischof in Paderborn seinerzeit wählte. Der Vers ist dem Lukas-Evangelium entnommen (Lk 5,5). Es ist die Antwort des Simon Petrus an Jesus, als dieser ihn auffordert, erneut hinauszufahren und die Netze auszuwerfen. Alle Erfahrungen des Fischers Simon Petrus stehen dieser Weisung entgegen, und doch lässt er sich darauf ein. Er vertraut dem Wort des Herrn. Für den Seelsorger Hans-Josef Becker drückt sich hierin eine Grundbedingung des Glaubens aus: angesprochen werden und sich ansprechen lassen, ja, sich einlassen auf das Wort des Herrn. Diese Erfahrung machte Hans-Josef Becker selbst. Sie hat seine Biographie geprägt. Spirituell findet er seine Heimat bei der Priestergemeinschaft Jesus Caritas. Sie orientiert sich an Charles de Foucauld und versucht, Gott mitten in der Welt zu entdecken, zu bezeugen und in brüderlicher Nähe mit den Menschen das Leben zu teilen.

Schon als junger Mann wollte er sich, geprägt und motiviert vom christlichen Glauben, besonders um die Menschen kümmern. Zunächst nahm er ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen auf, das er 1972 mit der zweiten Staatsprüfung für das Lehramt abschloss. Seine Liebe zur Musik findet ihren Ausdruck nicht nur im eigenen Musizieren – er spielt Bratsche -, sondern auch in seiner ersten Staatsarbeit, die er über die Missa „Pange lingua“ von Josquin Desprez (1440-1521) schrieb. Die Möglichkeit, für junge Menschen da zu sein, sie auf ihrem ersten Lebensabschnitt zu begleiten und ihnen vom Evangelium zu erzählen, von der Kraft und Weite, die der Glaube an Jesus Christus in jedes Leben bringen kann, faszinierte ihn. Je intensiver er sich auf seinen Dienst als Lehrer vorbereitete, umso stärker wurde für ihn die Anziehung eines anderen Dienstes für die Menschen: des Priesters. So führte sein Weg nicht in die Schule, sondern zum Studium der Theologie und Philosophie nach Paderborn und München. 1977 empfing er durch Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt die Priesterweihe. Nach nunmehr 25 Jahren priesterlichen Wirkens sieht er die Herausforderungen dieses Dienstes darin, „den Menschen die Sehnsucht nach Gott wach zu halten und sie immer wieder neu zu wecken.“ Es kommt ihm darauf an, gemeinsam mit den Gläubigen die Quellen und die Wahrheit des Glaubens neu und tiefer zu entdecken sowie die Nähe Gottes in den Sakramenten zu feiern. Schließlich sieht er im Dienst an der Einheit der Gemeinde und der Kirche eine wichtige Aufgabe priesterlichen Wirkens.

Seine humorvolle und offene Art lässt ihn immer wieder schnell mit den Menschen ins Gespräch kommen. Seine Fähigkeit, zuzuhören, wird von vielen Gesprächspartnern geschätzt. Seine rasche Auffassungsgabe und sein Witz haben ihn zu einem gefragten Moderator im Klerus und in den Gemeinden gemacht. Seine langjährigen Erfahrungen als Seelsorger und Dechant des Dekanates Lippstadt kommen ihm hier immer wieder zu Gute. Hans-Josef Becker scheut aber auch keine klaren Worte. Vereinbarte Positionen und Entscheidungen kann er mit Energie und Kraft verfolgen und umsetzen. Der den Sauerländern nachgesagte „Dickkopf“ ist ihm dabei sicher eine Hilfe, doch weiß er ihn durchaus wohldosiert einzusetzen.

Die Seelsorge verlor er als Leiter der Zentralabteilung Pastorales Personal nicht aus dem Blick. In dieser Funktion koordinierte er vier Jahre lang den Einsatz der rund 1.300 Priester und der rund 230 Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Erzbistum. In dieser Aufgabe bereitete er gemeinsam mit den verantwortlichen Gremien die Einführung von Pastoralverbünden im Erzbistum vor. Sein profundes Wissen über den pastoralen Dienst und die regionalen Unterschiede des Erzbistums waren ihm dabei hilfreich gewesen. Als er 1999 durch Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Vina und Weihbischof in Paderborn ernannt wird, wechselt er aus der Verwaltung wieder in die Pastoral. Als Bischofsvikar wird er zuständig für die Priesterfortbildung, die ihm ein wichtiges Anliegen ist. Die Firmreisen mit den zahlreichen Begegnungen und Gesprächen sind für ihn die Gelegenheit, das zu tun, was er immer tun wollte: den Menschen nah sein und von Gott erzählen. Der Seelsorger Hans-Josef Becker hat sich immer den Blick für die Menschen, ihre Lebenswelt und die Umstände des Lebens bewahrt. Das Wort Papst Johannes Paul II.: „Der Weg der Kirche ist der Mensch“, ist für ihn Orientierung und Richtschnur. Wer ihn erlebt, weiß, wie lebendig und begeisternd er zu erzählen vermag, über den Glauben an Jesus Christus, seine Kraft und die Weite, die er denen schenkt, die sich einlassen „auf sein Wort“.

Thomas Schäfers

Bisherige Bischöfe und Erzbischöfe des Erzbistums Paderborn

  1. DER HEILIGE HATHUMAR (806-815)
  2. DER HEILIGE BADURAD (815-862)
  3. DER SELIGE LIUTHARD (862-887)
  4. BISO (887-900)
  5. THEODERICH I. (900-917)
  6. UNWAN (918-935)
  7. DUDO (935-959)
  8. FOLKMAR OSB (959-983)
  9. RETHAR (983-1009)
  10. DER SELIGE MEINWERK (1009-1036)
  11. DER SELIGE ROTHO OSB (1036-1051)
  12. DER SELIGE IMAD (1051-1076)
  13. POPPO (1076-1083)
  14. HEINRICH I. von Assel (1083-1090)
  15. HEINRICH II. von Werl (1084-1127)
  16. BERNHARD I. von Oesede (1127-1160)
  17. EVERGIS (1160-1178)
  18. SIEGFRIED (von Hallermund?) (1178-1188)
  19. BERNHARD II. von Ibbenbüren (1188-1204)
  20. BERNHARD III. von Oesede (1204-1223)
  21. OLIVER gen. der Sachse (1223-1225)
  22. WILBRAND von Oldenburg (1225-1228)
  23. BERNHARD IV. zur Lippe (1228-1247)
  24. SIMON 1. zur Lippe (1247-1277)
  25. OTTO von Rietberg
  26. GÜNTHER von Schwalenberg (1307-1310)
  27. DIETRICH II. von Itter (1310-1321)
  28. BERNHARD V. zur Lippe (1321-1341)
  29. BALDUIN von Steinfurt (1341-1361
  30. HEINRICH III. OSB von Spiegel zum Desenberg (1361-1380)
  31. SIMON II. von Sternberg (1380-1389)
  32. RUPRECHT von Berg (1389-1394)
  33. JOHANN I. von Hoya (1394-1399)
  34. BERTRANDO d’Arvazzano (1399-1401)
  35. WILHELM I. von Berg (1400-1414)
  36. DIETRICH III. von Mörs (1414-1463)
  37. SIMON III. zur Lippe (1463-1498)
  38. HERMANN I. von Hessen (1498-1508)
  39. ERICH von Braunschweig-Grubenhagen (1508-1532)
  40. HERMANN II. von Wied (1532-1547)
  41. REMBERT von Kerssenbrock (1547-1568)
  42. JOHANNES II. von Hoya (1568-1574)
  43. SALENTIN von Isenburg (1574-1577)
  44. HEINRICH IV. von Sachsen-Lauenburg (1577-1585)
  45. DIETRICH IV. von Fürstenberg (1585-1618)
  46. FERDINAND I. von Bayern (1618-1650)
  47. DIETRICH ADOLF von der Reck (1650-1661)
  48. FERDINAND II. von Fürstenberg (1661-1683)
  49. HERMANN WERNER v.Wolff-Metternich z. Gracht (1683-1704)
  50. FRANZ ARNOLD v. Wolff-Metternich z. Gracht (1704-1718)
  51. CLEMENS AUGUST von Bayern (1719-1761)
  52. WILHELM ANTON von der Asseburg (1763-1782)
  53. FRIEDRICH WILHELM von Westphalen (1782-1789)
  54. FRANZ EGON von Fürstenberg (1789-1825)
  55. FRIEDRICH KLEMENS von Ledebur-Wicheln (1825-1841)
  56. RICHARD Dammers (1841-1844)
  57. FRANZ Drepper (1845-1855)
  58. KONRAD Martin (1856-1879)
  59. FRANZ KASPAR Drobe (1882-1891)
  60. HUBERTUS THEOPHIL Simar (1891-1899)
  61. WILHELM II. Schneider (1900-1909)
  62. KARL JOSEPH Schulte (1910-1920)
  63. KASPAR Klein (1920-1941)
  64. LORENZ KARDINAL JAEGER (1941-1973)
  65. JOHANNES JOACHIM Degenhardt (1974-2002)